Wohin mit dem ganzen Müll ???

Die Gesellschaft für Sonderabfallbeseitigung in Bayern

Die Sondermüllverbrennungsanlage der GSB in Baar-Ebenhausen (Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm)

Die Pulvermühle in Baar-Ebenhausen. Sie gehörte zur vorindustriellen Nutzung des Geländes der heutigen GSB 

Die halbverfüllte Deponie in Raindorf (Gde. Veitsbronn/Lkr. Fürth)

Die heute nicht mehr bestehende einstige Anlage in Geretsried (Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen)

Die verfüllte und rekultivierte Deponie in Gallenbach (Stdt Aichach/Lkr. Aichach-Friedberg)

Die Deponie in Gallenbach (Stadt Aichach/Lkr. Aichach-Friedberg) kurz vor der kompletten Verfüllung

Einbau eines Drehrohrofens in die VA 2 (Verbrennungsanlage 2) im Jahr 1995 in Baar-Ebenhausen

Die Drehrohröfen der VA 2 und VA 3 (Verbrennungsanlage 2 und 3) im Jahr 1995 in Baar-Ebenhausen

Bau der VA 1 (Verbrennungsanlagen 1) in Baar-Ebenhausen im Jahr 1974. Diese Anlage wurde ibis zum Jahr 1999 stillgelegt und durch die VA 2 und VA 3 ersetzt. 

Das Labor der GSB zur Kontrolle und Analyse des angelieferten Sondermülls in der VA 1 (um 1980)

Die VA 1 aus der Luft (um 1975). Auch heute befindet sich neben dem Firmengelände der GSB eine Shredderanlage. 

Der Vorläufer der GSB, die Vereinigung der Siedlungswasserwirtschaft in Bayern e.V.

mit der Verbrennungsanlage in Großlappen (Stadt München)

Sondermüllbeseitigung früher. Die Müllhalde in München-Freimann in den 1970er-Jahren

Die Sondermüllverbrennungsanlage in Schwabach (Mittelfranken)

Der Drehrohrofen der Verbrennungsanlage in Schwabach

Die Sondermüllbeseitigung in Schwabach vor Errichtung der Verbrennungsanlage und der Deponie

Die Sondermüllbeseitigung in Schwabach vor Errichtung der Verbrennungsanlage und der Deponie

Die Geschichte der Sondermüllbeseitigung in Bayern



Was ist den eigentlich Sondermüll ? Der geläufige Begriff „Sondermüll“ hat seltsamerweise keine juristisch ausformulierte Definition; stattdessen findet der Begriff „Gefährlicher Abfall“ Verwendung, der verschiedene Abfallarten mit festgelegten Gefährlichkeitsmerkmalen beschreibt. Ihnen allen ist gemein, dass sie eine Gefahr für die Gesundheit und/oder die Umwelt darstellen, weshalb für diese Abfälle spezielle Entsorgungswege und -verfahren existieren. Maßgebend für die Bezeichnungen und die Einstufung von Abfällen ist das Europäische Abfallverzeichnis (EAV), welches in Deutschland mit der Abfallverzeichnisverordnung (AVV) ins nationale Recht überführt wurde. Der Anfall solcher Rückstände ist, gemessen an den Abfällen aus Haushaltungen, mit ca. 6% Anteil am Gesamtmüllaufkommen vergleichsweise gering. Allerdings können diese Sonderabfälle nur in besonders dafür errichteten Anlagen ordnungsgemäß entsorgt werden. In Bayern haben sich die Besitzer für diesen nicht aus privaten Haushaltungen stammenden Abfällen der GSB Sonderabfall-Entsorgung Bayern GmbH zu bedienen, da sich für kleinere, z.B. mittelständische Betriebe, technisch aufwändige und kostenintensive Sondermüllanlagen nicht rechnen. Doch bis man dazu kam, und wie diese Infrastruktur aufrecht zu erhalten ist, war und ist es ein langer Weg, der in Bayern im Jahr 1968 begann, nachdem eine Arbeitsgruppe „Sonderabfall" bei der Obersten Baubehörde eingerichtet worden war. Diese erarbeitete Vorschläge zur Neuordnung der Sondermüllabfallwirtschaft in Bayern, die am 28. Januar 1970 in einen Antrag des Abgeordneten Dr. Böddrich an den Landtag mit der Aufforderung zur Gründung einer landesweiten Gesellschaft zur Sicherstellung der Sondermüll-Entsorgung unter Beteiligung des Staates, der kommunalen Spitzenverbände und der Industrie mündete. Die Gesellschaft nahm ihre Tätigkeit mit der Übernahme der Betriebsstätten der „Vereinigung der Siedlungswasserwirtschaft in Bayern e.V.“ am 1. März 1971 an den Standorten Aschaffenburg, Augsburg, München-Großlappen, Neu-Ulm und Straß bei Passau samt dem dazugehörigen Personal auf. Parallel dazu hatte die GSB mehrere Grundstücke in Pichl und Ebenhausen (Lkr. Pfaffenhofen a.d. Ilm) erworben, auf denen eine umfassende Beseitigungsanlage errichtet werden sollte. Dieser Standort hatte bereits eine lange industrielle Vorgeschichte, da dort ab 1865 industriell Schießpulver produziert wurde. Während des ersten Weltkriegs erzeugten dort 2600 Arbeiter ca. 280 Tonnen Schießpulver im Monat. Nach einem industriellen Dornröschenschlaf erfolgte 1938 die Reaktivierung der Pulverproduktion und während des 2. Weltkrieges arbeiteten bis zu 6000 Menschen in dem Werk, das zur Fa. Dynamit-AG Troisdorf gehörte. Nach der kriegsbedingten Zerstörung der Anlage, erfolgte schließlich die Nachnutzung des Geländes durch die „Aufbaugesellschaft Ebenhausen Werk“ und die GSB. Um möglichst optimale Bedingungen zu generieren, schrieb die GSB im Jahr 1972 einen Ideenwettbewerb für die Errichtung einer Abfall-Verbrennungsanlage aus. Gewinner dieses Wettbewerbs war die Krauss-Maffei AG in München, die auch am 1. März 1974 den Zuschlag als Generalunternehmer erhielt. Der Baubeginn war auf den 1. August 1974 festlegt worden, wobei bekannte Firmen wie z.B. Fa. Leonhard Moll, Held & Francke sowie Brown, Boveri & Cie mit in die Bauarbeiten involviert waren. Die Anlage selbst umfaßte neben allgemeinen Einrichtungen, wie Fahrzeugwaage, Werkstatt mit Magazin, Betriebsgebäude mit Büros, Sozialräumen und Zentrallabor, die Verbrennungsanlage für flüssige, pastöse und feste Sonderabfälle, die chemisch-physikalische Behandlungsanlage für Altlaugen, Altsäuren, Galvanikschlämme, anorganische Schlämme und Lösungen, eine Anlage für die Reinigung von Industrieabwässern und die Industriebiologie. Die Verbrennungsanlage (VA) war mit zwei Drehrohröfen zu je 3,8 Metern Durchmesser und 12 Metern Länge ausgestattet, die eine Verbrennungstemperatur von mindestens 1.000°C erreichten. Den Öfen nachgeschalten war die Rauchgasreinigung, die aus einem Entschlacker, einer Nachbrennkammer zur Verbrennung noch vorhandener brennbarer Stoffe, einem Dampfkessel, einem Elektro-Filter zur Staubabscheidung und einem zweistufigen Radialstromwäscher bestand. Der im Abhitzekessel erzeugte Dampf diente sowohl der Gewinnung von elektrischer Energie zur Deckung des gesamten Eigenbedarfs als auch der Versorgung des Betriebes mit Heizwärme. Die Öfen waren in der Lage, etwa 9 - 10 t Sonderabfälle/Stunde zu verarbeiten, womit eine Verbrennungskapazität von 75.000 t Sondermüll / Jahr erreicht werden konnte. Neben der großen Anlage in Baar-Ebenhausen, die im Jahr 1975 ihren Betrieb aufnahm, kamen noch die Sammelstellen in Aschaffenburg, Augsburg, München-Großlappen, Neu-Ulm und Straß bei Passau. Bereits 1973 hatte die GSB eine Verbrennungsanlage in Schweinfurt erworben und so ihr Einzugsbiet erweitert. 

Die in ihrer heutigen Form existierende GSB hatte jedoch noch eine weitere Wurzel, nämlich den am 12. Dezember 1966 gegründeten Zweckverband Sondermüllplätze Mittelfranken (ZVSMM), der am 8. Juli 1968 mit sieben Mitarbeitern seinen Betrieb mit der Deponie Schwabach aufnahm. Schnell war jedoch klar, dass mit einer Deponie allein, einem kleinen Labor und einer Lkw-Waage kein Betrieb für Sondermüllablagerungen aufrecht erhalten werden konnte. So erfolgte ab 1970 in mehreren Schritten der Ausbau der Deponie Schwabach zu einem Entsorgerbetrieb. Am 6. März 1972 ging die erste Verbrennungsanlage offiziell in Betrieb, die bis zu ihrer Stilllegung am 10. März 1988 rund 230.000 Tonnen Sonderabfall thermisch entsorgte. Eine neue, modernere Anlage nahm dort am 22. April 1988 ihren Betrieb auf, ergänzt durch die im Jahr darauf errichtete Abwasserreinigungsanlage, die nunmehr über eine 5-stufige biologische Nachklärung des Abwassers verfügte. Allerdings zahlten sich die kostspieligen Investitionen für den ZVSMM nicht mehr aus, denn 1993 kam der Verband in die roten Zahlen, weshalb man sich entschloss, am 1. Januar 1995 eine GmbH mit dem Namen „Sonder-Abfall-Entsorgung Franken” (SEF) zu gründen. Die Verluste ließen sich trotz allem nicht ausgleichen, weshalb die SEF mit der GSB in Fusionsverhandlungen trat, die dann Ende 1999 zum Ziel führten: Zum 1. Januar 2000 fusionierte die SEF mit der GSB zur GSB-Sonderabfall-Entsorgung Bayern GmbH, was allerdings für die SEF wenige Jahre später massive Konsequenzen hatte: Nachdem am 30. November 1996 bereits die Verbrennungsanlage in Schweinfurt stillgelegt worden war, wurde 2001 die Deponie in Raindorf (Lkr. Fürth) geschlossen, so dass die Abfälle ab diesem Zeitpunkt in der Deponie Gallenbach (Lkr. Aichach-Friedberg) abgelagert werden mussten. 2005 wurde schließlich auch der Standort Schwabach mit seiner Verbrennungsanlage aus Rentabilitätsgründen geschlossen, wobei 100 Mitarbeiter entlassen werden mussten. Die Anlagen selbst waren schon seit Dezember 2004 nacheinander außer Betrieb genommen und in einen sicheren Zustand überführt worden. 

Die Schließung der Anlage in Schwabach, trotz kurzer Laufzeit, war nur deshalb möglich geworden, weil die GSB mittlerweile in Baar-Ebenhausen eine weitere Verbrennungslinie, die VA 2 und VA 3 errichtet hatte. Der Neubau der Anlage war notwendig geworden, weil die alte VA die Richtlinien der 17. Bundesemmissionsschutzverordnung nicht mehr erfüllen konnte. Mit Beschluss vom 10. Januar 1992 hatte die Regierung von Oberbayern den Plan für die wesentliche Änderung der Anlage genehmigt. Den Auftrag für den Bau der VA 2 erhielt noch im Jahr 1992 die MAN-Gutehoffnungshütte mit einem Investitionsvolumen von 312 Millionen DM. 1996 konnte die VA ihren Betrieb aufnehmen. Größten Wert legte man auf die Rauchgasreinigung, wobei hier die Fa. Dürr GmbH, Produktbereich Umwelttechnik, aus Stuttgart zum Zuge kam. Mit der Inbetriebnahme der neuen Verbrennungslinie konnte die alte Anlage schrittweise zurückgebaut werden, so dass die Stilllegung der VA 1 im Jahr 1999 erfolgen konnte.

Sondermülldeponien

Neben der Verbrennungsanlage sowie den Sammelstellen betreibt die GSB auch noch zwei Sondermülldeponien in Raindorf und in Gallenbach. Die Deponie in Gallenbach (Stadt Aichach/Lkr. Aichach-Friedberg) mit einer Größe von rund 17 ha war von 1975 - 2017 in Betrieb. Im Gegensatz zu Deponien, für die man meist bereits vorhandene Gruben wählt, war in Gallenbach der Deponieraum durch einen umfangreichen Aushub erst zu schaffen. Die Innenseite des Deponieraumes ist mit einer mindestens 1,5 m starken Lehmschlagdichtung und einer 2,5 mm dicken HDPE-Folie (High Density Polyethylen) versehen, die die Abdichtung sicherstellt. Das Sickerwasser wird mittels Drainagen einem Rückhalte-Doppelbecken zugeführt und einer Reinigung unterzogen. Die Deponie hatte ein Ablagerungsvolumen von rund 1,4 Millionen m³und ist verfüllt. Ein Großteil der Deponie ist rekultiviert und die Deponie in einen Nachsorgebetrieb übergegangen, was heißt, dass die Betriebsgebäude weiterhin zur Überwachung der Deponie und des Sickerwassers sowie des Deponiegases genutzt werden. 

Im Jahr 1985 wurde die Deponie Raindorf (Gde. Veitsbronn/Lkr. Fürth) in Betrieb genommen. Von 2005 bis Januar 2017 ruhte hier der Betrieb komplett. Die Deponie mit einer Fläche von 7,4 ha ist in zwei Bauabschnitte unterteilt, wobei der Bauabschnitt 1 Süd bereits komplett verfüllt und wieder rekultiviert ist. Der Bauabschnitt 2 Süd wurde 2015 ausgebaut und wird aktuell verfüllt. Das Sickerwasser resultierend aus den Niederschlägen wird über gelochte HDPE-Rohre abgeleitet, die über spezielle begehbare Schrägstollen kontrolliert werden können. Diese Innovation erlangte weltweite Aufmerksamkeit, wovon zahlreiche Besuche von ausländischen Delegationen zeugen. Das Sickerwasser wird allerdings nicht vor Ort geklärt, sondern muss dafür nach Baar-Ebenhausen transportiert werden. 

Sammelstellen

Die GSB betreibt neben einer VA und den Sondermülldeponien in Raindorf und Gallenbach auch noch zahlreiche Sammelstellen, in denen die festen, pastösen und flüssigen Abfälle bis zum Abtransport zwischengelagert werden. Diese Sammelstellen, bei denen die oft kleinen Mengen von verschiedenen Abfallstoffen aus den Betrieben des näheren Umkreises angeliefert und zwischengelagert werden, dienen unter anderem der Verminderung der Transportkosten durch Zusammenstellen und Einsatz von günstigen Großtransporten. Dabei bediente sich die GSB ausschließlich privater Transportunternehmen, da kein eigener Abholdienst vorhanden war. Außer der Abfall-Zwischenlagerung kommt einigen von ihnen die Aufgabe zu, mit Hilfe einfach zu bedienender technischer Einrichtungen bereits möglichst viele Abfälle vorzubehandeln und im Volumen zu vermindern. Sie besitzen deshalb Abwasserreinigungsanlagen (ARA), in denen ein Separieren der angelieferten Mengen an Öl-Wassergemischen in Öl, Wasser und feste Bestandteile ermöglicht wird. Vorhanden sind Sammelstellen in Aschaffenburg, Augsburg, Baar-Ebenhausen, Fürth, Mitterteich, München, Nürnberg, Sandbach/Passau und Schweinfurt. Davon sind vier Sammelstellen auch mit Chemisch-physikalischen Anlagen ausgerüstet, nämlich Aschaffenburg, Augsburg, Baar-Ebenhausen und München.



Statistik

Die Sondermüllanlieferungen bei der GSB lagen im ersten vollen Betriebsjahr 1972 bei rd. 60.000 Tonnen. 1980 überstiegen sie erstmals die 200.000 t-Grenze, um am Ende des Jahrtausends sich auf über 300.000 t zu steigern. Inzwischen haben sich die jährlichen Sondermüllanlieferungen bei ca. 300.000 t eingependelt. Die beiliegende Grafik zeigt die Herkunft der Müllmengen, die allerdings keinen wirklichen Aufschluss bzw. Trend erkennen lässt. Nur ein Ansteigen der Müllmengen aus der chemischen Industrie und eine Abnahme der Müllmenge aus der Metall- und Autoindustrie ist zu beobachten, wohingegen die anderen Herkunftsmengen starken Schwankungen unterworfen sind. Der Rückgang in der Autoindustrie dürfte mit der EU-Verordnung zur Begrenzung lösemittelhaltiger Lacke seit 1999 zu erklären sein, was 2004 in die Decopaint-Verordnung mündete. 

Auch wenn der Blick auf die Herkunft des Mülls von Privatpersonen im Vergleich zu den anderen ausgeworfenen Müllmengen verschwindend gering ausfällt, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir als Verbraucher die Gesamtproduzenten des Sondermülls sind und uns deshalb unserer Gesamtverantwortung in dieser Frage auch stets bewußt sein sollten.

Dr. Christoph Bachmann
Bildnachweise: Fotografien aus dem Digitalen Archiv des Staatsarchivs München zum Fonds der GSB
Quellen: StAM, GSB







Die illegale Auswanderung des amischen Mennoniten Andreas Bircky nach Amerika

Karte zur Herkunft der Herkunft der bayerischen amischen Mennoniten  

Vollmacht von Andreas Bircky für seinen Sohn Andreas jun. am 7. Juni 1835 zum Verkauf des Bauernhofes in Söcking



Der amische Mennonit Andreas Bircky kam 1803 mit anderen Familien nach einem Aufruf der bayerischen Regierung im Elsaß, in Lothringen sowie in der Pfalz nach Bayern. Hier pachtete er von Graf Törring-Jettenbach das Gut Englmannsberg. Später war er in Flügelsberg erst als Pächter, dann als Eigentümer. Erst 1818 treten Andreas und Katharina Bircky wieder in Erscheinung, als sie das Sieber-Schloß in Perlach, nämlich "Perlachöd" am 1. Juli 1818 um 17.000 Gulden kauften. Das Anwesen hat eine Größe von von 181 bayerischen Tagwerk Ackerland, fünf bayerischen Tagwerk Wiesen, 74 bayerischen Tagwerk Holzgrund sowie 23 bayerischen Tagwerk sonstige Gründe; hinzu kamen Pferde, Kühe und Schafe. Hier verlor die Familie 2 Kinder innerhalb von 2 Tagen an Nervenfieber.

Einen interessante Eintragung fand ich im Bayerischen Staatsarchiv in München über Andreas Bircky. Bereits 1830 verkauften die Eheleute Andreas und Katharina Bircky den Hof an Heinrich Bellieard und Joseph August Jaquier aus Dornach bei München um 19.740 Gulden. Am 22. März 1830 erstellte Andreas ein Inventar „Alles was ich bey meinem Gute zu Perlach liegen lasse“, denn er wollte zu seinem ältesten Sohn Johann, der schon einige Jahre in Kanada lebte. In einem Schreiben an die Regierung in München, vom 11.September 1830 erläuterte er sein Ansuchen auf Auswanderung. Hier das Wesentliche aus seinem Brief: „Familienverhältnisse und vorzüglich der Umstand, dass ich einen Sohn habe, der schon seit 10 Jahren zu York in Oberkanada in Amerika dominiciert ist, haben mich bewogen, dem Sohne nach zu folgen und selbst nach Amerika auszuwandern. Da ich ein Franzose bin, und in Bayern weder das Judigmat habe, noch andere Untertansrechte erworben habe, so unterliegt meine Auswanderung keinem Anstande und ich würde auch die königliche Landesstelle nicht weiter behelligen, wenn nicht ein ganz uneigener Umstand vorhanden wäre. Ich habe als tüchtiger Ökonom auf verschiedenen Plätzen gearbeitet und mir 1818 ein Anwesen in Perlach eigentümlich an mich gebracht. Da ich nun nicht mehr Lust hatte in Bayern zu bleiben, so war es natürlich, daß ich mein Anwesen veräußerte. Es wurde allerdings der Kaufschillingsrest bei Gericht hinterlegt. Hier ist mein Kapital immer noch. Ich bitte daher um Freigabe, da meine Aufnahme in York in Oberkanada bereits vom Vizegouverneur Mitland genehmigt wurde. Die Urkunde lege ich vor. 

Ich bitte Sie daher ich nicht länger hinzuhalten, da das Reiseschiff für mich und meine Gefährten bereits bestellt ist, und in einigen Tagen abreist. So käme ich in eine missliche und kostspielige Lage. Bei diesen Umständen finden ohnehin keine Abzugsgelder statt. 

In tiefster Erfurcht wartend, untertänigst und gehorsamst,

Bircky von Perlach“.

Das Innenministerium antwortete auf das Schreiben am 30. November 1830 in der Form, dass

Andreas Bircky 10 % vom hinterlegtem Kapital an Steuer zu zahlen habe, da er wegen seines militärpflichtigen Sohnes Andreas Jun. (Jg. 1809) und des jüngeren Sohnes Joseph (Jg. 1811) lt. § 67 des Heer – Ergänzungsgesetzes eigentlich einen Ersatzmann zu stellen habe. Falls dies nicht geschehen, werde die gerechtfertigte 10%ige Steuer erhoben. Mit der Auswanderung war es also momentan nichts, denn sicher wollte Andreas ndem Staat nicht soviel Geld überlassen. Er überlegte etwas anderes. Am 9. Dezember 1830 kaufte er ein Anwesen, das Haus Nr. 2 in Söcking bei Starnberg mit 236 Tagw. Grund um 6.900 Gulden von seinem Glaubensbruder Daniel Zehr. Dort blieb er bis zum Jahre 1835 und von hier aus organisierte er seine Auswanderung. Beim Amtsgericht in Starnberg beantragte er einen Reisepass für sich und seine Familie in die links-rheinischen Gebiete von Bayern, also in die Pfalz, zum Besuch von Verwandten. Am 9.März 1835 verkaufte er vor seiner Abreise noch 111 Tagwerk Wald an mehrere Bauern, ein Preis ist leider im Kaufvertrag nicht angegeben. Auf dem Weg zum Schiff nach Le Havre, machte er noch Station im Donnersberg Kreis beim Notar Christian Julius Jakobi vom Kanton Otterberg. Hier verfassten die Eheleute Bircky am 7. Juni 1835 eine Vollmacht für den Sohn Andreas jun. zum Verkauf des Bauernhofes in Söcking. In dem Schreiben bekannten Sie, dass der Sohn freie Hand zum Verkauf des Anwesens haben soll und nach seinem freien Willen handeln kann. Dann begann die Reise in die Neue Welt. Mit dem Schiff „Wiliam J. John“ reiste man nach New York, wo man am 6.8.1835 ankam. In der Schiffsliste war verzeichnet: Farmer Andrie Burky 57 Jahre, Catherine 57 Jahre, Joseph Burky Brewer 24 Jahre & Marie Burky 22 Jahre alt. In Söcking agierte Sohn Andreas, ausgestattet mit den entsprechenden Vollmachten nach seinen Bedürfnissen und verkaufte ab 1835 immer wieder Grundstücke aus seinem Anwesen. Das restliche Anwesen wurde am 3. Februar 1838 vom Sohn Andreas Bircky an Karl Gottlieb de Castelli aus Augsburg um 3.900 Gulden verkauft. 

Als 1836 der Sohn Andreas Bircky jun. die Auswanderung beantragte, wurde auch die Auswanderung der Eltern neu betrachtet. So wie sich die Sachlage in dem vorliegendem Dokument darstellte, hatte Andreas Bircky sen. einen Reisepass für das linksrheinische Gebiet beantragt, war aber nicht mehr in Altbayern erschienen, sondern hatte das Land verlassen. Die Regierung stufte daher die Ausreise als unerlaubt ein, da keine amtliche Bewilligung hierzu vorlag.

In Kanada blieb die Familie sieben Jahre und wanderte dann nach Illionis USA aus. Ein Großteil der bayerischen amischen Mennoniten Familien die ausgewandert sind, haben alle auf dem Landesfriedhof in Peroia/Illinois ihre letzte Ruhestätte.


Herbert Holly

Quellen:

BayHStA: Kurbayern Landesdirektion v. Bayern in Klostersachen 393; MA 18273; MInn 24416

StAM: BrPr 10402; BrPr Amt Perlach 3768; BrPr 10395; BrPr 3756; LRA 17558; RA 17053; Mennoniten 109, 117, 158