Die Raubmörder Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger aus dem Donaumoos

Eduard Gump nach seiner Gefangennahme im Juni 1873

Telegramm zur Verhaftung von Ferdinand Gump vom 4. Juli 1873

Das Donaumoos: Schauplatz einer der berüchtigsten Verbrechen in Bayern

Verletzungen an der ermordeten Kufer 

Telegramm zur Auffindung der Leiche von Margarete Kufer 

Obduktionsbericht für den am 11. Dezember 1872 ermordeten Joseph Ettmüller

Der ermordete und aufgebahrte Eduard Gänswürger. Diese Fotografie aus dem Jahr 1873 ist eine der ältesten überlieferten Fotografien in den Beständen des Staatsarchivs München

Gump/Gänswürger, zwei Raubmörder aus dem Donaumoos

Eduard Gänswürger (* 3.10.1843) und Ferdinand Gump (*29.5.1844), der Seitzfendi, besuchten ab dem Jahr 1850 gemeinsam die Volkschule in Karlskron, wo beide Freundschaft schlossen. Nach Beendigung der Schulzeit im Jahr 1860 begannen sie beim Schreinermeister Paul Heckersmüller in Reichertshofen eine Lehre. Dort zeigte sich zumindest Gump "in höchstem Maße anstellig", wogegen Gänswürger der Arbeit eher aus dem Wege ging. Dieser ging stattdessen mit Johann Schneider, alias "Christlhannes" aus Winden, zum Wildern. Im Lauf der Zeit schloss sich auch Gump dem Wildererpaar an. Als er jedoch einer Spielleidenschaft verfiel, immer öfter hohe Beträge verlor und somit in Geldnöte kam, versuchte er Anfang 1868 durch Diebstahl an Geld zu kommen. Eduard Gänswürger war am 11. Juni 1869 wegen eines schweren Diebstahls zu 9 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im Münchner Landgerichtgefängnis an der Baaderstraße abzubüßen hatte. 

Nach seiner Entlassung am 21. Januar 1871 wilderte er zusammen mit dem "Christlhannes" weiter und beging zur Finanzierung seines Lebens zahlreiche größere und kleinere Einbrüche sowie Diebstähle. Als es Gump am 23. September 1872 gelungen war, aus dem Gefängnis auszubrechen, beging er bereits am 10. Oktober 1872 zusammen mit Gänswürger die ersten Überfälle, so z.B. auf den Pfarrhof von Oberlauterbach, wo sie unter Androhung von massiver Gewalt aus der Pfarrersköchin das Geldversteck des Pfarrers erpressten. 

Am 11. Dezember 1872 begingen sie ihr erstes Kapitalverbrechen an den drei Bauern Franz Xaver Gruber, Josef Ettmüller und Franz Ullinger auf der Distriktsstraße bei Meilenhofen (Lkr. Kelheim). Bei diesem Überfall, der dem Bargeld der Bauern galt, wurden Gruber und Ettmüller erschossen, Ullinger schwer verletzt.

Dieser Doppelmord, der die Bevölkerung des Donaumooses in helle Aufregung versetzte, wurde von seitens der Behörden mit einer Großfahndung, einer Verstärkung der Gendarmeriepatrouillen und der Gendarmeriestationen beantwortet. Ferner setzte man eine Belohnung von insgesamt 340 fl auf die Ergreifung der beiden Raubmörder aus. Der Erfolg ließ jedoch auf sich warten, denn die beiden hatten in der Bevölkerung reichlich Rückhalt. So hatte Gump einen zu einem Depot ausgebauten Unterschlupf bei dem Ehepaar Josef und Anna Meier aus Mändlfeld (Gde. Karlskron, Lkr. Neuburg-Schrobenhausen) oder bei Josef Weckerle in Walding. In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1873 brachte eine neue Mordtat die Gemüter in Aufregung. Das Opfer war Margarethe Kufer, Kramersehefrau aus Karlskron, zu der Eduard Gänswürger eine engere Beziehung unterhielt. Er und Gump hatten sich dort des öfteren aufgehalten und waren mit Lebensmitteln versorgt worden. Zwei Tage später fand der Taglöhner Alois Donaubauer zwischen Niederfeld (Stadtkreis Ingoldstadt) und Manching (Lkr. Pfaffenhofen) die Leiche Eduard Gänswürgers, unmittelbar neben der Sandrach. Die Obduktion ergab, dass Gänswürger aus unmittelbarer Nähe einen Schuß in den Rücken sowie einen tödlichen Schuß in den Kopf erhalten hatte, der ihm die rechte Gesichtshälfte teilweise weggerissen hatte. Auch hier lagen das Tatmotiv und auch der Täter anfänglich völlig im Dunkeln. Die wahrscheinlichste Version dürfte sein, dass Gänswürger seinen Kumpanen Gump als Zeugen für den von ihm begangenen Mord an Margarete Kufer beseitigen wollte. 

Von nun an trieb Gump in verschiedenen Verkleidungen wie als Soldat, als Handwerksbursche, als Hausierer oder sogar in Frauenkleidern sein Unwesen im Alleingang. Um Gump endlich zu fassen, wurden die Anstrengungen der Gendarmerie erneut gesteigert, vermehrt Patrouillengänge und Hausdurchsuchungen durchgeführt, die dazu führten, dass Gump zwar aufgestöbert, sich jedoch nach einem Feuergefecht mit den Gendarmen, bei dem der Gendarmeriestationskommandant Anton Bauer ums Leben kam, jedoch entkommen konnte. Allerdings führten die vermehrten Anstrengungen dazu, dass Gump am 4. Juni 1873 in Wolnzach durch drei Wolnzacher Bürger überwältigt und der Gendarmerie übergeben werden konnte. Gump starb am 25. November 1873 an einer schweren Tuberkulose, ohne dass ihm noch der Prozeß gemacht werden konnte.

Dr. Christoph Bachmann

Quellen: StAM Bezirksgerichte 284-322; StAAugsburg Regierung 5458; Bezirksamt Neuburg 2779 

Literatur: Hans Fegert, Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger, zwei Raubmörder aus dem Donaumoos, Kösching 1992; Christoph Bachmann, Ferdinand Gump und Eduard Gänswürger. Zwei Raubmörder aus dem Donau­moos, in: Michael Farin (Hg.), Polizeireport Mün­chen 1799-1999. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, München 2001, S. 40-49

Bildnachweis: Die in der Slideshow gezeigten Bilder stammen alle aus den Originalakten des Staatsarchivs München (Bezirksgerichte 284-322).